zum Thema “Wert” habe ich mich ja schon geäußert, Respekt als Wert hat einen besonderen Stellenwert - zumindestens für mich.
Und genau diesen vermisse ich zusehends.
Respekt ist nicht nur ein Wert, sondern eine Einstellung, eine Haltung, eine Lebensphilosophie.
Es geht mir jetzt nicht um irgendwie geartete Einstellungen zu Rasse, Religion, Herkunft, Gender und was sonst da gerade in der mainstream-Blase so alles Diskussions- und Streitthema ist.
Mir geht es um das normale Miteinander, wie wir miteinander umgehen, das zwischenmenschliche Benehmen.
Es sind diese vielen Kleinigkeiten, die mich zum Nachdenken bringen, die mich stören, die mich aber auch verändern (ob zum bessern sei mal dahingestellt).
Ein paar Beispiele gefällig?
- Kaum einer hört mehr zu oder kann noch zuhören. Eine schreckliche Unart, zu jedem Satz - und das meist schon bevor dieser vollständig ausgesprochen ist - einen ICH-bezogenen Kommentar abzugeben, dies zu kommentieren und den Inhalt dabei zu ändern. Jede Millisekunde des Nachdenkens eines gerade Sprechenden wird genutzt um den eigenen Inhalt zu transportieren, zu kommunizieren. Ohne überhaupt den Versuch gemacht zu haben, das Gehörte aufzunehmen und zu verarbeiten. Das zeugt von Respektlosigkeit dem Gegenüber sonder gleichen. Und dieses Verhalten greift um sich, unabhängig von Alter, Bildung, Herkunft, Geschlecht.
- Zu meinem freelancer-Dasein gehört auch neue Projekte zu beginnen und dazu im Vorfeld Vertragsverhandlungen zu führen. Dort ist jedesmal - und das meine ich jetzt wirklich wortwörtlich - ein Diskussionspunkt und Problem das Zahlungsziel. Ich kommuniziere ganz deutlich, dass ich nach Rechnungsstellung in angemessener Zeit diese ausgeglichen haben möchte, innerhalb 2 Wochen. Also ausreichend Zeit um diesen Abwicklungsprozeß umzusetzen. Stattdessen bekomme ich Vorschläge wie “nach einem Monat”, “innerhalb 45 Tagen”, “nach 3 Monaten” usw.; meist von angestellten Arbeitnehmern, für die eine prompte Zahlung am Monatsende selbstverständlich ist (ist ja schon schizophren, finde ich). Dies ist für mich respektlos! Wenn jetzt der Einwand kommt, das in der Industrie zwischen den Unternehmen derart lange Zahlungsziele doch der Standard sind, dann fordere ich dazu auf a) darüber nochmal nachzudenken oder es wenigstens zu versuchen, b) das eigene Wertesystem auf den Prüfstand zu stellen und c) ein vernünftiges, nachvollziehbares Argument zu liefern, warum eine Firma selbstverständlich auf die Zahlung warten soll - ohne das dieses Argument rein egozentrisch und egoistisch ist. (Bitte dabeu auf jegliche Primitiv-Rechenkünste aus der BWL-Schule verzichten. DANKE)
- Eine zum eigenen Lebensentwurf differente Lebensweise wird grundsätzlich in Frage gestellt, diese egozentrische Denkweise treffe ich mehr und mehr an. Auf Grund welcher Daten und Fakten kommt also jemand auf die Idee, dass dies als die einzig wahrhaftige Art ist sein Leben zu gestalten? Dem Anderen also zu gewähren sein Leben auf andere Weise zu gestalten wird massiv in Frage gestellt, dreht man den Spieß um, wird das als anmaßend empfunden. Komisch, oder? Auch hier fehlt der Respekt aus meiner Sicht grundsätzlich, woraus ja die (meist unbegründete) Erhöhung des eigenen Ich resultiert.
Ob die Entwicklung aufzuhalten ist oder umzukehren ist, weiß ich nicht. Vermutlich nicht.
Ich halte trotzdem dagegen.